Schließ Aug und Ohr für eine Weil – Gedanken an die Weiße Rose

Das Lied „Schließ Aug und Ohr“ galt als eine Art „Besinnungslied“ unter den verbotenen und damit illegalen Jugendgruppen. Der Text stammt von dem jüdischen Dichter und Literaturwissenschaftler Friedrich Gundolf. Für heutige Begriffe wirkt abgehoben und vergeistigt, ja in Teilen sogar esoterisch, was aber für die damalige Zeit wohl nicht ungewöhnlich war. Das Lied galt als Lieblingslied des aus der katholischen Jugendbewegung hervorgegangenen „Grauen Ordens“, dessen Leiter Willi Graf später der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ angehörte. Hier war es dann Sophie Scholl, die „Schließ Aug und Ohr“ so populär machte, dass es schließlich als „Lied der Weißen Rose“ galt.


Schließ’ Aug’ und Ohr für eine Weil’ vor dem Getös’ der Zeit.
Du heilst es nicht und hast kein Heil, als wo dein Herz sich weiht.

Dein Amt ist hüten, harren, sehn im Tag die Ewigkeit.
Du bist schon so im Weltgescheh’n befangen und befreit.

Die Stunde kommt, da man dich braucht, dann sei du ganz bereit.
Und in das Feuer, das verraucht, wirf dich als letztes Scheit.

Ich habe das Lied schon oft gesungen und mir läuft dabei trotzdem jedesmal ein Schauer über den Rücken.

Die Geschwister Scholl wurden heute vor 70 Jahren hingerichtet. Ich werde sie nicht vergessen.