Das Konzert von Hannes Wader im Theaterhaus in Stuttgart am 18.04.2013

Der Saal T1 des Theaterhauses muss bis auf den letzen Platz gefüllt sein. Beim Schlangestehen fällt mir hinter dem Gebäude ein drahtiger Mann mit Schiebermütze auf, der mir sofort bekannt vorkommt. Es ist Erich Schmeckenbecher, der allem Anschein nach auch zum Konzert gekommen ist.
Traditionell beginnt der Abend mit „Heute hier, morgen dort“. Das ist eigentlich immer das Eröffnungslied und bisher habe ich nur bei einem Konzert eine Ausnahme davon erlegt.
Hannes Wader hat auch mit über siebzig Jahren noch ein fast unglaubliches Charisma. Er schafft es auch heute wieder, die Zuhörer nur mit akustischer Gitarre und Stimme völlig in seinem Bann zu ziehen.
Das ist umso erstaunlicher, als das Publikum wirklich sehr gemischt ist. Ich erkenne viele Leute aus früheren Konzerten mit grauen Haaren wieder, die mit Sicherheit zur Generation von Hannes Wader gehören. Es gibt aber auch viele junge Leute vielleicht Anfang zwanzig, die ich vom optischen Eindruck her eher die Metal-Szene eingeordnet hätte.
In der ersten Hälfte des Konzerts spielt der Liedermacher viele poetische und nachdenkliche Stücke. Norddeutsche Volkslieder wechseln sich mit französischen Chansons ab, denen Hannes Wader mit deutschen Texten eine ganz eigene Poesie gibt.
Das letzte Lied vor der Pause ist „Es ist an der Zeit“ und obwohl ich es selbst schon viele Male gesungen habe, läuft mir auch diesmal wieder ein Schauer über den Rücken.
In der zweiten Hälfte wird es ironischer, bissiger. Hannes Wader arbeitet sein Verhältnis zu Frauen musikalisch auf und schafft es auch, das Thema Tod in humorvoller Weise näher zu bringen.
Er singt seinen Traum von einer griechischen Insel mit einem Lied im 7/8-Takt und ich rieche förmlich die Pinien und Zypressen und höre das Rauschen des Mittelmeers an den Strand schlagen. Anschließend kommt zu meinem großen Erstaunen und wie er sagt „aus Gründen der Ausgewogenheit“ „Über meiner Heimat Frühling“, eine Hymne an Skandinavien. Dieses Lied ist bei uns Pfadfindern sehr bekannt, nur von ihm habe ich es noch nie gehört.
Zum Schluss kommen jede Menge Zugaben und verdiente Standing Ovations an einen der letzten der ganz Großen Barden.
Für mich hatte das Konzert etwas von einer Andacht und ich wünsche mir, dass Hannes Wader noch möglichst lange Musik macht.