Frühlingskind



In der Krone der uralten Linde am Morgen
treffen sich warmer Windhauch und zartgoldnes Licht,
die Blätter sind noch in den Zweigen verborgen
noch kühl liegt die Sonne auf deinem Gesicht.

Dein Zauber verwandelt die Silberfrostkrone in Frühlingslichtblumen und tauendes Eis
und du lässt dein blaues Band wieder flattern; lässt Seelen sich öffnen, beginnst nun den Kreis.

Auf der Krone der Linde lässt ein Falke sich nieder
und streckt seine Flügel im Nachmittagslicht;
ein warmer Windstoß zerzaust sein Gefieder, 
fährt hinab durch die Blätter und streift dein Gesicht.

Du hauchst auf die Krone aus Frühlingslichtblumen, dein Atem macht Zweige aus Flieder daraus;
er trägt ihren Duft über blühende Felder bis weit zu den Ufern der Zeiten hinaus.

Auf dem Platz vor der Linde da treffen sich immer, abends die Feen zum Tanz um den Baum.
Sie drehn sich im Kreise im Silbermondschimmer, ihr Singen schwebt federleicht durch deinen Traum.

Anderntags beim Erwachen strahlt ein tiefblauer Himmel, das Rad dreht sich weiter, es ist wieder so weit.
Aus Fliederzweigen werden jetzt rote Blumen und die gibst du dem Sommer, jetzt ist seine Zeit.

© Klaus Peter Nies

Den Frühling sehe ich als junges Mädchen mit langen blonden Haaren und blauen Augen in einem weißen Kleid, das durch eine blühende Wiese läuft. Es erhält von der Winterkönigin eine Krone mit Blumen aus Silberfrost und Tau. In seinen Händen verwandelt sich diese erst in blühenden Flieder und dann in rote Mohnblumen.