Der Sommer ist für mich die Zeit des Taugenichts. Ich sehe ihn als jungen Mann, der sich sich keine Gedanken um Vergangenheit oder Zukunft macht und in den langen Tagen und den kurzen warmen Nächten immer auf dem Weg nach Süden und zum Meer ist.
Er ist ein bißchen so, wie ich gewesen bin und auch ein bißchen so, wie ich gerne gewesen wäre.
Der rote Mohn, den der Sommer vom Frühlingskind erhält, verwandelt sich in seinen Händen erst in Sonnenblumen und dann in ein Lied, das er für die Herbstfrau schreibt.
Wieder auf dem Weg nach Süden, gestern ist schon lang vorbei;
Morgentau liegt auf den Wiesen, auf den Straßen bin ich frei;
auf dem Rücken die Gitarre, durch die Saiten streicht der Wind;
lass mich ohne Richtung treiben, so wie Sommerwege sind.
Ich sing nur so lang, wie die Mohnblumen blühn,
einen Tag nur und eine Nacht
und muss mit den Liedern ins Weite ziehn,
zum Bleiben bin ich nicht gemacht.
Wieder auf dem Weg nach Süden, gestern ist schon lang vorbei;
Morgentau liegt auf den Wiesen, auf den Straßen bin ich frei;
auf dem Rücken die Gitarre, durch die Saiten streicht der Wind;
lass mich mit den Wolken treiben, so wie Sommerwege sind.
Statt eingepresst auf Papier machen Lieder nur Sinn,
wenn sie mit einem Spielmann gehn
Und hört ihr mir zu, führe ich euch dahin,
wo die Traumsonnenblumen stehn.
Wieder auf dem Weg nach Süden, gestern ist schon lang vorbei;
Morgentau liegt auf den Wiesen, auf den Straßen bin ich frei;
auf dem Rücken die Gitarre, durch die Saiten streicht der Wind;
lass mich mit den Liedern treiben, so wie Sommerwege sind.
So zieh ich dahin durch das Land und die Zeit,
vielleicht geht ihr mit mir ein Stück.
Ich mach der Herbstfrau ein Lied, denn jetzt ist ihre Zeit
und ich singe und seh nicht zurück.
Wieder auf dem Weg nach Süden, gestern ist schon lang vorbei;
Morgentau liegt auf den Wiesen, auf den Straßen bin ich frei;
auf dem Rücken die Gitarre, durch die Saiten streicht der Wind;
lass mich mit den Zeiten treiben, so wie Sommerwege sind.
© Klaus Peter Nies