Mit dem Bild vom Dezember endet auch meine Reihe Zwölftel Blick. Man könnte sagen, der Jahreskreis hat sich geschlossen. Aber so wie ein Kreis weder Ende noch Anfang hat, endet der Jahreskreis eigentlich nie wirklich.
In den Händen der Winterkönigin wird der Blätterkranz mit Novemberkristallen zu einer weißen Krone und dann zu Blumen aus Silberfrost und Tau.
Diese werden dann vom Frühlingskind weitergetragen.
Diesmal gibt es einen Text eines Liedermachers, mit dessen Songs ich aufgewachsen bin und der bis heute für mich ein Vorbild geblieben ist.
Er passt wunderbar für das Ende des Zwölftel Blicks:
Ich denk, es war ein gutes Jahr
Der Rauhreif legt sich vor mein Fenster,
kandiert die letzten Blätter weiß.
Der Wind von Norden jagt Gespenster
aus Nebelschwaden übers Eis,
Die in den Büschen hängen bleiben,
an Zweigen, wie Kristall so klar.
Ich hauche Blumen auf die Scheiben
und denk‘, es war ein gutes Jahr!
Sind ein paar Hoffnungen zerronnen?
War dies und jenes Lug und Trug?
Hab‘ nichts verloren, nichts gewonnen,
So macht mich auch kein Schaden klug.
So bleib ich Narr unter den Toren,
Hab‘ ein paar Illusionen mehr,
Hab‘ nichts gewonnen, nichts verloren,
Und meine Taschen bleiben leer,
Nichts bleibt von Bildern, die zerrinnen.
Nur eines seh‘ ich noch vor mir,
Als läg‘ ein Schnee auf meinen Sinnen
Mit tiefen Fußstapfen von dir!
Mir bleibt noch im Kamin ein Feuer
Und ein paar Flaschen junger Wein.
Mehr Reichtum wär‘ mir nicht geheuer
Und brächte Sorgen obendrein.
Du kommst, den Arm um mich zu legen,
Streichst mit den Fingern durch mein Haar:
„Denk‘ dran, ein Holzscheit nachzulegen …
Ich glaub‘, es war ein gutes Jahr.”
Reinhard Mey