Zwölftel Blick – Dezember

Nochmal ein Zwölftel Blick, der letzte in diesem Jahr. Das Bild ist nicht von heute, ich habe es gemacht, als hier ein bisschen Schnee war. Aber mir schien es einfach passend.
Es soll bewusst kein Jahresrückblick sein. Der kommt nächste Woche noch mit einem Blick zurück und einem voraus.
Ich will eher auf den heutigen Tag eingehen. Wintersonnenwende mit dem kürzesten Tag und der längsten Nacht. Bei den Kelten hieß dieser Tag Yule und stand für die Wiedergeburt des Lichts. Mit dem heutigen Tag beginnen auch die zwölf Rauhnächte. Am Himmel zieht die Wilde Jagd mit einem fürchterlichen Gerassel unter Schreien, Jammern, Ächzen und Stöhnen durch die Lüfte.
Die Wände zur Anderswelt sind dünner als sonst im Jahr. Es ist eine Zeit, um sein Schicksal neu zu gestalten, eine Zeit der Orakel und des Neubeginns.
Mein Lied Wolfszeit handelt von diesen Themen. Hier sind die letzten beiden Strophen davon:

Nordwind treibt den Winter her, dass die Steine krachen.
Fahnen klirren, ersten Schnee, bringen Wolkendrachen.
Über mir die Wilde Jagd, wohin wird sie führen?
Nachtgespenster, Höllenspuk, lässt mein Blut gefrieren.
Windzeit, Wolfszeit und mein Kompass geht im Kreis,
Welche Richtung soll ich von hier gehen?
Hexenzeit, Dunkelzeit, düster ist das Tageslicht
Vor mir kann ich keinen Weg mehr sehen.

Früher Tag wird zögernd hell, Licht ist neues Leben.
Morgenrot umarmt die Nacht, wird den Schleier heben.
Langsam weicht die Dunkelheit, Sonnenstrahlen singen.
Schneekristalle höre ich hell und silbern klingen.
Windzeit, Lichtzeit, endlich seh ich wieder klar,
Kann den Weg bergauf schon wieder sehen.
Wandelzeit, Zauberzeit, alles fließt und ändert sich,
Manches lerne ich noch zu verstehen.