Liederwege will ich gehen
Durch das Land und durch die Zeit
Vieles ist noch ungeschehen
Zukunft wird Vergangenheit








Auf meinem morgendlichen Weg zum Bahnhof habe ich dieses tolle Licht eingefangen. Mir kam dann spontan eine Idee für einen möglichen Chorus für mein neues Lied.

Der Fortschritt hat hier etwas Pause gehabt, weil ich vorher noch ein anderes Lied fertig machen wollte. Es ist für einen guten Freund, der auch in diesem Jahr einen runden Geburtstag gefeiert hat. Der Text dafür wird kommende Woche hier zu finden sein.

In der keltischen Überlieferung gilt die Sommersonnenwende als Nahtstelle zwischen den Welten, bei der sich zwischen Vergangenheit und Zukunft ein Übergang auftut. Aus dieser Stimmung heraus, am Übergang zwischen Tag und Traum, zwischen Schlafen und Wachen, zwischen Licht und Dunkelheit ist dieses Lied entstanden. Wer jemals eine Nacht am Feuer mit Liedern erlebt hat, wenn die Augen schwer vom Schlaf werden und die Welt auf den Lichtkreis des Feuers zu schrumpfen scheint, wird wissen, was ich meine.



Gitarre Capo 2 / Hm (Am)


Am(Hm)                                                   G(A)
Zwischen heute und morgen, zwischen Abend und Nacht, Dm(Em) E(Fis7) geboren aus Liedern und aus Träumen gemacht,
C(D)                                G(A)
trittst du heraus aus den Toren der Zeit, Dm(Em) Am(Hm) E(Fis7) kommst an mein Feuer aus der Dunkelheit.
Du kennst all meine Lieder und du singst sie mit mir, das Licht und die Wärme teil‘ ich gerne mit dir.
Wär‘ gern mit dir gezogen, wie ein Vogel so frei, der Sonne entgegen, wenn das Gras blüht im Mai.
Am(Hm)                          G(A)
Nimm unsre Becher und schenk nochmal ein, Dm(Em) E(Fis7) die Nacht ist noch jung und der Morgen noch weit;
               Am(Hm)                             G(A)
noch ein Lied oder zwei, noch nicht leer ist der Wein Dm(Em) E(Fis7) und wir singen und still steht die Zeit
Du erzählst von Konzerten und rauschenden Festen, von staubigen Straßen, die endlos sind.
Deine Harfe war Freiheit, deine Lieder die besten, jetzt sind sie vergessen, wie Blätter im Wind.
Nimm unsre Becher und schenk nochmal ein, die Nacht ist noch jung und der Morgen noch weit; noch ein Lieder oder zwei, noch nicht leer ist der Wein und wir singen und still steht die Zeit.
Der Himmel wird golden in östlicher Richtung, Vögel erwachen, die Nacht ist vorbei.
Dichtung ist Wahrheit und Wahrheit ist Dichtung; Spielmann, dein Geist der ist für immer frei.

||: Nimm unsre Becher und schenk nochmal ein, die Nacht ist noch jung und der Morgen noch weit; noch ein Lieder oder zwei, noch nicht leer ist der Wein und wir singen und still steht die Zeit :||

© Klaus Peter Nies 2011

 

Der Sommer ist für mich die Zeit des Taugenichts. Ich sehe ihn als jungen Mann, der sich sich keine Gedanken um Vergangenheit oder Zukunft macht und in den langen Tagen und den kurzen warmen Nächten immer auf dem Weg nach Süden und zum Meer ist.

Er ist ein bißchen so, wie ich gewesen bin und auch ein bißchen so, wie ich gerne gewesen wäre.

Der rote Mohn, den der Sommer vom Frühlingskind erhält, verwandelt sich in seinen Händen erst in Sonnenblumen und dann in ein Lied, das er für die Herbstfrau schreibt.




Wieder auf dem Weg nach Süden, gestern ist schon lang vorbei;
Morgentau liegt auf den Wiesen, auf den Straßen bin ich frei;
auf dem Rücken die Gitarre, durch die Saiten streicht der Wind;
lass mich ohne Richtung treiben, so wie Sommerwege sind.
Ich sing nur so lang, wie die Mohnblumen blühn,
einen Tag nur und eine Nacht
und muss mit den Liedern ins Weite ziehn,
zum Bleiben bin ich nicht gemacht.
Wieder auf dem Weg nach Süden, gestern ist schon lang vorbei;
Morgentau liegt auf den Wiesen, auf den Straßen bin ich frei;
auf dem Rücken die Gitarre, durch die Saiten streicht der Wind;
lass mich mit den Wolken treiben, so wie Sommerwege sind.
Statt eingepresst auf Papier machen Lieder nur Sinn,
wenn sie mit einem Spielmann gehn
Und hört ihr mir zu, führe ich euch dahin,
wo die Traumsonnenblumen stehn.
Wieder auf dem Weg nach Süden, gestern ist schon lang vorbei;
Morgentau liegt auf den Wiesen, auf den Straßen bin ich frei;
auf dem Rücken die Gitarre, durch die Saiten streicht der Wind;
lass mich mit den Liedern treiben, so wie Sommerwege sind.
So zieh ich dahin durch das Land und die Zeit,
vielleicht geht ihr mit mir ein Stück.
Ich mach der Herbstfrau ein Lied, denn jetzt ist ihre Zeit
und ich singe und seh nicht zurück.
Wieder auf dem Weg nach Süden, gestern ist schon lang vorbei;
Morgentau liegt auf den Wiesen, auf den Straßen bin ich frei;
auf dem Rücken die Gitarre, durch die Saiten streicht der Wind;
lass mich mit den Zeiten treiben, so wie Sommerwege sind.
 
© Klaus Peter Nies

Um es ganz ehrlich zu sagen: Liederwege war so eine Bauch- oder Gefühlseingebung. In meinen Texten kommt immer wieder das Motiv des Weges vor. Wege können Strecken zwischen zwei Punkten sein. Wege sind auch Lebenswege, die sich eigentlich immer völlig unerwartet entwickeln. Einen Teil kann ich voraussehen, aber schon hinter der nächsten Biegung geht es in eine andere Richtung. Liederwege sind auch Entscheidungen, welche Abzweigung ich nehmen soll. Bei welcher muss ich über Steine steigen und mich durch dornige Hecken zwängen? Liederwege führen immer auch durch die Zeit und deshalb kann ich auch nicht rückwärts oder die gleiche Strecke mehrfach gehen. 

Stark beeinflusst haben mich auch Tolkiens Geschichten. Die Reise des Hobbits ist nicht nur ein großes Abenteuer, es ist auch eine Reise zu sich selbst. Bilbo verändert sich durch seine Erfahrungen von Grund auf. Sein Horizont hat sich so sehr geweitet und er hat so viel über sich selbst gelernt, dass er als ein völlig anderer zurückkomt.
Die Hobbits im Herrn der Ringe sind Jugendliche, als sie vom Auenland aufbrechen und kommen als Erwachsene zurück. Anders als Bilbo erleben sie aber auch das Ende eines Zeitalters mit. Die Protagonisten des alten fahren am Schluss mit dem letzten Schiff nach Westen.
Ich will mich natürlich nicht mit Tolkien vergleichen und meine Texte haben keine vergleichbare Dimension. Das wäre wirklich anmaßend. 

Ich habe auch nicht die Mission, den Einen Ring zum Schicksalsberg zu bringen und so den Untergang der Welt abzuwenden. Bei meinen Liederwegen ist der Weg das Ziel und ich will auf ihm ein paar Spuren hinterlassen.

Kommt erst der Text oder erst die Melodie?
Bei mir ist es so, dass Texte und Melodie sich eigentlich immer gleichzeitig entwickeln. Wenn ich die ersten Verse schreibe, habe ich meistens auch schon die Anfänge einer Melodie im Kopf. Beides entwickelt sich parallel und treibt sich gegenseitig an. Ich will ja in meinen Liedern Geschichten erzählen und Musik ist mein Medium dazu.

Sehr hilfreich sind für mich immer Bilder oder eine Art Film oder Video die ich mir beim Texten durch den Kopf gehen. Wenn ich das fertige Lied dann singe, soll für meine Zuhörer ein solcher Film vor ihrem geistigen Auge ablaufen. Natürlich ist er bei jedem ein bisschen anders und jeder hat eine unterschiedliche Phantasie. 

Ich will meine Zuhörer mit meinen Liedern auf eine Reise mitnehmen.
Wer sich darauf einlässt, ist als Reisebegleiter herzlich willkommen. 

Wie geht es weiter? Für das Konzert im September und auch als Erweiterung meines Blogs will ich die Entstehung des Liedes ‚Liederwege‘ von Anfang an im Blog beschreiben und teilen.

Beim Liedermachen kann ich am Anfang nicht immer sagen, wie das fertige Ergebnis aussehen wird. Ich habe keinen Bauplan und keine Konstruktionszeichnung davon. Im Grunde ist es jedes Mal wie ein Aufbruch zu einer Reise. Nur die ersten Schritte sind bekannt und es gibt eine ungefähre Vorstellung vom Ziel. Das Lied entwickelt sich dann im Lauf des Weges.
Manchmal habe ich auch das Gefühl, dass die Verse im Grunde schon vorhanden sind und nur von mir entdeckt werden wollen. Um bei dem Bild vom Weg zu bleiben: Die optimale Strecke gibt es schon und ich muss sie nur finden.
Wenn ich dann angekommen bin, scheint rückblickend betrachtet immer alles ganz klar und folgerichtig gewesen zu sein.
Wenn ich ins Stocken gerate und gar nichts weitergeht,  fange ich von vorne an. Das ist ein bißchen wie bei den Wellen an einem Strand, die jedes Mal etwas höher ans Ufer schlagen.
Es hilft auch, den Text mal eine Weile auf die Seite zu legen. Dann arbeitet das Unterbewusstsein im Hintergrund weiter. Wenn ich den Entwurf dann wieder ansehe, sind plötzlich zwei Strophen am Stück einfach da.

Das habe ich gestern beim Spaziergang in der Mittagspause gesehen. Es hat mir einfach gefallen. Manchmal sind es auch solche Bilder, die mich zu Liedern inspirieren:

Es wurde mitten in Bad Cannstatt aufgenommen und ist für mich ein perfektes Symbol für den Frühling. 

Auf dieses Thema werde ich immer wieder angesprochen und deshalb will ich auch mal etwas dazu sagen. 

Ich habe immer eine Ideenliste von Themen dabei, die zu Liedern verarbeitet werden können. Das geht querbeet durch alles was mir so begegnet:
– Gedichte, die ich gerade lese (für mich sehr ergiebig; besonders angetan haben es mir gerade Eichendorff, Fontane und Schiller und natürlich Theodor Kramer)
– Bücher, die ich gerade lese oder gelesen habe (zur Zeit ist es mal wieder Tolkien)
– Texte von Liedern, die mir gefallen
– Texte von Liedern, die mir gar nicht gefallen (wie könnte das besser geschrieben werden?)
– Bilder, die etwas in mir auslösen
– Begegnungen,  die etwas in mir auslösen

– Menschen, die  wichtig sind und denen ich etwas von mir geben will

Jedes Thema ist bei mir ein eigenes Dokument und dort schreibe ich alles rein, was mir dazu einfällt. Oft ergeben sich da schon erste Ansätze von Strophen oder Refrainzeilen. Der Trick besteht darin, das regelmäßig zu tun und die Textsammlungen immer dabei zu haben.

Als Nachschlagewerk habe ich auch noch eine Liste von bildhaften Begriffen, die ich immer mal wieder ergänze und überarbeite. Die Krone aus Silberfrost und Tau in meinem Frühlingskind ist ein Beispiel dafür. 

Dieses Thema ist so umfangreich,  dass ich noch mehr Posts dazu schreiben werde. 



In der Krone der uralten Linde am Morgen
treffen sich warmer Windhauch und zartgoldnes Licht,
die Blätter sind noch in den Zweigen verborgen
noch kühl liegt die Sonne auf deinem Gesicht.

Dein Zauber verwandelt die Silberfrostkrone in Frühlingslichtblumen und tauendes Eis
und du lässt dein blaues Band wieder flattern; lässt Seelen sich öffnen, beginnst nun den Kreis.

Auf der Krone der Linde lässt ein Falke sich nieder
und streckt seine Flügel im Nachmittagslicht;
ein warmer Windstoß zerzaust sein Gefieder, 
fährt hinab durch die Blätter und streift dein Gesicht.

Du hauchst auf die Krone aus Frühlingslichtblumen, dein Atem macht Zweige aus Flieder daraus;
er trägt ihren Duft über blühende Felder bis weit zu den Ufern der Zeiten hinaus.

Auf dem Platz vor der Linde da treffen sich immer, abends die Feen zum Tanz um den Baum.
Sie drehn sich im Kreise im Silbermondschimmer, ihr Singen schwebt federleicht durch deinen Traum.

Anderntags beim Erwachen strahlt ein tiefblauer Himmel, das Rad dreht sich weiter, es ist wieder so weit.
Aus Fliederzweigen werden jetzt rote Blumen und die gibst du dem Sommer, jetzt ist seine Zeit.

© Klaus Peter Nies

Den Frühling sehe ich als junges Mädchen mit langen blonden Haaren und blauen Augen in einem weißen Kleid, das durch eine blühende Wiese läuft. Es erhält von der Winterkönigin eine Krone mit Blumen aus Silberfrost und Tau. In seinen Händen verwandelt sich diese erst in blühenden Flieder und dann in rote Mohnblumen.

Ich finde, dass deutsche Texte für mich authentischer sind. Mein Englisch wird von Native Speakern immer sehr gelobt, aber um Gedanken und Gefühle rüberzubringen, braucht es glaube ich doch etwas mehr.
Einen großen Anteil an der Sache haben dabei auch meine musikalischen Vorbilder, deren Lieder für mich immer ein Ansporn waren und eigentlich auch heute noch sind.
Ich will ja so wie sie Geschichten erzählen und die Musik ist dafür ein wunderbares Medium.
Natürlich ist das kein Mainstream, aber das ist auch nicht meine Zielrichtung. Wenn es nur ein paar Leute gibt, die ich damit berühren kann, sehe ich das als großen Erfolg an.
Und ich weiß,  daß in mir drin noch ganz viel schlummert, das nur darauf wartet, entdeckt zu werden.