Mal wieder bin ich gestern mit der Fenstermusik dran und habe versucht, die Liedauswahl den aktuellen Ereignissen und meiner Stimmungslage anzupassen.
Es war an einem Sommertag ist so ein Lied, das ich schon ganz lange kenne. So weit ich weiss, wurde es Mitte der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts geschrieben. Es erzählt von einem Werbertrupp, der für die Kriege des Kaisers Soldaten sucht und auch immer welche findet. Ich denke daran. dass für den Krieg und den Tod Begriffe wie Raum und Zeit nicht gelten.
What a Wonderful World besingt Natur, Sonne, Farben, Freundschaften und Kinderaugen. Für mich ist es eine Art Gegenbild zu den aktuellen Ereignissen. Es wurde glaube ich in den sechziger Jahren geschrieben. In den USA in einer Zeit der Bürgerrechtsbewegung und der Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg. Von daher passt es trotz der schönen Bilder recht gut hier rein.
Ich singe das Lied von den Edelweißpiraten, auch das im Grunde ein Friedenslied. In der letzten Strophe habe ich beim Text zwei Worte verändert. Da ist davon die Rede, dass in Amt und Würden immer noch Faschisten sitzen. Das „immer noch “ habe ich in „schon wieder“ geändert.
Mein Kind wir waren Kinder ist ein vertontes Gedicht von Heinrich Heine. Er hat es wohl Anfang des 19. Jahrhunderts für seine Schwester Charlotte geschrieben. Es ist eine warme leuchtende Erinnerung eines Erwachsenen an seine Kindheit.
Wie immer beendet die Ode an die Freude die Fenstermusik.
Deine Zauber binden wieder
Was die Mode streng geteilt
Alle Menschen werden Brüder
Wo dein sanfter Flügel weilt

Ich bin wieder dran mit der Fenstermusik und habe mich wegen des Windes an eine andere Stelle verzogen. Einer der Nachbarn zieht um und ein Teil der Möbel steht noch draußen. Deshalb wirkt das Bild ein bisschen wie aus einem Wohnzimmerkonzert.
Es soll ein bisschen Sound of Peace sein und die Stücke sollen dazu passen.
Ich singe das Lied „Es ist an der Zeit“, das vom ersten Weltkrieg handelt. Die Melodie ist aus Irland und Hannes Wader hat vor mehr als vierzig Jahren einen deutschen Text dazu gemacht. So lange kenne ich es nun schon und nichts hat sich geändert.
Das Lied „Die Gedanken sind frei“ ist aus dem 19. Jahrhundert. Es ist in Zeiten politischer Unterdrückung oder Gefährdung Ausdruck für die Sehnsucht nach Freiheit und Unabhängigkeit. Es scheint mir für die aktuelle Situation genau passend zu sein.
Den „Universal Soldier“ habe ich auch schon ganz lange nicht mehr gesungen. Das Lied ist glaube ich von 1965 und eines der bekanntesten Antikriegslieder, das ich kenne. Und ich finde, dass heute wieder die Zeit dafür ist.
Unser Nachbar und guter Freund zieht von hier weg und wir verabschieden ihn mit der Elvis-Version von „Wooden Heart“. Es soll ein wenig Kontrast zu den vorherigen Liedern sein.
Am Schluss wieder wie immer die gemeinsame Ode an die Freude. Ein bisschen Sound of Peace in dieser Zeit.

Was am Anfang der Pandemie begonnen hat, führen wir immer noch weiter. Damals wollte ich mit den Fensterkonzerten gerne ein Zeichen setzen. Gegen Angst und Unsicherheit, auch bei mir selbst. So waren dann auch die Lieder, die wir seitdem gesungen haben.
Jetzt ist es glaube ich an der Zeit, die anderen Lieder wieder rauszuholen. Die von früher, die von der Sehnsucht nach Frieden handeln.
Ich singe Sag mir wo die Blumen sind und erinnere mich, dass es 1955 im Kalten Krieg von Pete Seeger geschrieben wurde. Wir scheinen jetzt wieder so weit zu sein.

Ich singe mein Lied Manchmal, das mir für den Anlass zu passen scheint. Hier ist die erste Strophe davon:

Manchmal, wenn sich Nebelgrau auf meine Seele legt
Und die Nacht auf ihren Flügeln dunkle Träume mit sich trägt,
Will ich mich daran erinnern, dass ich noch am Leben bin,
Dass ich zu viel Zeit verbringe auf der Suche nach dem Sinn.
So lang mir meine Seele und mein Leben bleiben,
sind die Lasten, die ich trage ziemlich klein.
Und wie immer wird der Tag die Nacht vertreiben
Und ich schäm mich fast ein wenig, so glücklich zu sein.

Zogen einst fünf wilde Schwäne ist von 1918. heute noch so aktuell wie damals. Ich habe es ganz lange nicht mehr gespielt, aber es gehört einfach hierher.

We shall overcome – bei diesem Lied muss ich mit meiner Stimme kämpfen. Geboren in der Zeit der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung hat es auch heute noch eine unglaubliche Kraft.

Auch die Ode an die Freude ist im Grunde ein Lied für den Frieden. Wir singen es wie immer gemeinsam zum Schluss.