Bevor ich mein Tagwerk beginne, gehe ich unter der Woche am Morgen immer eine Stunde über die Felder. Um diese Jahreszeit ist es um kurz vor sieben Uhr noch nicht richtig hell, aber auch nicht mehr dunkel. Raureif und Nebelschleier tauchen die Welt in ein unwirkliches Licht.
Auf dem Weg am Waldrand kommt mir eine Gestalt in einem schwarzen Mantel entgegen. Einzelheiten kann ich nicht erkennen. Das Gesicht unter der tiefhängenden Kapuze ist nur ein heller Fleck. Auf mein Guten Morgen kommt keine Erwiderung. Innerhalb von Sekunden sind wir aneinander vorbei. Als ich mich nochmal umdrehe, ist die Gestalt im Nebel verschwunden. Schritte habe ich keine hören können.
Wer war das oder was war das? Ein Spaziergänger wie ich, der einfach auch nur früh unterwegs ist? Ein Geist aus der Anderswelt? Samhain ist längst vorüber und die Tore zwischen den Welten sind wieder geschlossen. Ich werde es nie erfahren.
Meine Morgenrunde mache ich immer noch und jeden Tag ist ein bisschen dunkler am Morgen. Die Begegnung habe ich seitdem nicht mehr gehabt. Aber sie geht mir immer wieder im Kopf herum. Und ich denke, auch aus dieser Geschichte könnte man ein Lied machen. Meinem Vater schulde ich noch eins. Jedenfalls empfinde ich das so.

Die Nacht, wo sich die Türen zwischen den Welten öffnen. In der keltischen Überlieferung können die Geister der Toten in dieser Nacht diese Türen durchqueren.
Ich weiß genau, mit wem ich heute Nacht gerne nochmal sprechen würde.
Es gibt einiges, über das ich mit meinem Vater gerne noch geredet hätte. Und von dem ich glaubte, noch viel Zeit dafür zu haben.
Und zum Schluss würde ich ihm noch einen irischen Segenswunsch mitgeben.

Den tiefen Frieden über dem stillen Land
wünsche ich dir.
Den tiefen Frieden im schmeichelnden Wind
wünsche ich dir.
Den tiefen Frieden im Rauschen der Wellen
wünsche ich dir.
Den tiefen Frieden unter den leuchtenden Sternen
wünsche ich dir.
Den tiefen Frieden vom Sohne des Friedens
wünsche ich dir.
#liederwege, #samhain

Heute ist der Tag des Konzerts – wird alles klappen wie ich es mir vorstelle? Ich glaube fest daran, dass es der positive Höhepunkt des Jahres werden könnte. Es wäre Zeit, wieder nach vorne zu sehen. Mein Vater ist im September auf die andere Seite gegangen und hat eine riesige Lücke hinterlassen. Es wird noch Zeit brauchen, bis ich das wirklich akzeptieren kann.
Wenn es so weit ist, werde ich glaube ich ein neues Lied schreiben und ihm widmen. Dann finde ich vielleicht auch die richtigen Worte, um das was ich fühle auszudrücken.
Ich bin ganz sicher, dass er beim Konzert bei mir sein wird.

Im Moment ist bei mir gerade richtig Land unter und Ausnahmezustand. Deshalb gibt es aus gegebenem Anlass nur ein Zitat, das der Situation gerecht wird. Zu mehr sehe ich mich gerade nicht in der Lage.
Enden?
Nein, hier endet die Reise nicht. Der Tod ist nur ein weiterer Weg, den wir alle gehen müssen. Der graue Regenvorhang dieser Welt zieht sich zurück und alles verwandelt sich in silbernes Glas.
Und dann siehst du es….. Weiße Strände, und dahinter ein fernes grünes Land unter einer rasch aufgehenden Sonne.

Es sieht aus, als könnte es wirklich wahr werden. Ich werde ein Konzert spielen. So richtig live und mit Blickkontakt zu den Zuhörern. Unterstützt werde ich dabei von einer begnadeten Sängerin.
Alles fließt und alles Sein unterliegt einem ständigen Wandel. Alles im Leben ist gleichzeitig Werden und Vergehen. Lasst euch von uns an diesem Abend mitnehmen und lauscht unseren Liedern aus Licht und Zeit.

Hatten wir dieses Jahr wirklich einen Sommer? Oder waren es nur ein paar warme Tage? Über die Katastrophen ist schon ganz viel berichtet worden und ich will nicht auch noch davon schreiben. Nur über meine persönliche Sicht darauf.
Die Welt ist im Wandel. Die Zeit des roten Mohns ist vorüber und die Felder sind abgemäht.
Was will ich anders machen? Welche Entscheidungen will ich treffen? Was wird im nächsten Jahr um die gleiche Zeit sein?
Ich freue mich an den Sonnenblumen in den Gärten und am goldenen Licht. Und mache ganz viel Musik.

Das Lied ist mit der vierten Strophe fertig geworden. Der Tag klingt aus in regenschweren Träumen. Der Weg zum Meer ist noch weit und eigentlich habe ich es nicht eilig dort anzukommen. Ein kleines Feuer und mit den Nachtigallen Lieder singen. Solche Nächte haben ihre eigene Magie und ihre eigene Zeit. Die Welt draußen verblasst und im Lichtkreis des Feuers verschwimmen die Grenzen von Traum und Wirklichkeit.
Mit diesem Lied ist auch mein drittes Album Saitenlieder fertig geworden. Und im nächsten Konzert – an das ich ganz fest glaube – werde ich es zum ersten Mail öffentlich singen.
Hier ist der Abschluss meines Projekts Sehnsucht:
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Ich habe mir etwas Zeit gelassen mit diesem Zwölftel Blick. Der Juli hat mit ganz viel Regen angefangen und dunklen Wolken und düsterem Licht. Das wollte ich nicht zeigen. Deshalb habe ich auf einen Sonnenaufgang gewartet, der mir das zeigt, was ich wollte. Verändertes Licht und Kornfelder, die schon fast reif zum Ernten sind. In der Luft liegt der Geruch von gemähtem Heu. Und eine leise Ahnung, dass der Herbst nicht mehr fern ist. Die Tage sind immer noch hell, aber der Sommer, die Zeit der Rosen geht ihrem Ende entgegen. Das Rad dreht sich immer weiter. Mein Lieblingsautor Erich Kästner sagt, dass nur werden kann, was schon immer war. Und dass der Sinn der Jahreszeiten den Sinn der Jahrhunderte übertrifft.
Noch ist die Zeit des Taugenichts, aber die Zeit der Herbstfrau kündigt sich schon an.

Der Sommer schreitet fort und auch das Licht verändert sich schon. Die Schatten werden langsam länger und die Sonne erreicht den Rand des Horizonts.
Das Lied folgt dem Weg oder ist es umgekehrt? Oder beides zur gleichen Zeit? Ich kann es nicht entscheiden. Aber zumindest heute geht es erstmal nicht weiter.
Ob ich diesen Weg wirklich schon mal gegangen bin? Ja, das meiste hat sich wirklich so zugetragen. Manches ist auch künstlerische Freiheit und das eine geht fließend in das andere über.
Hier ist die dritte Strophe von Sehnsucht:

Und die Schatten werden länger,
Schon verändert sich das Licht,
als mein Blick sich dann am Horizont verliert.
Weiter werd ich heut nicht gehen,
Himmelsblau wird Abendgold,
Wenn die Sonne dann den Himmelsrand berührt.

Und so geht der Tag zur Neige
In der Zeit des roten Mohns
Ein Lied klingt aus in regenschweren Träumen.
Der letzte Flug von jungen Schwalben übers Gerstenfeld
Und Nebelschleier hängen in den Bäumen.