Die Tage werden wieder kürzer. Das Licht hat sich geändert und es riecht am frühen Morgen fast schon nach Herbst. Das ist meine Ausgangsbasis für ein neues Lied. Zaubersommer wird es heißen und vom Duft der Rosen erzählen, von Wolkensommerblumen und der Zeit ohne Fragen. Bei aller Leichtigkeit wird auch ein bisschen Melancholie dabei sein. Sie ist die Schwester der Freude und es gibt beide nur zusammen. Das kann man aus verschiedenen Richtungen sehen. Bei jeder Freude gehört Melancholie dazu, aber umgekehrt eben auch. Das ist das Thema für das Lied und die Herausforderung besteht für mich darin, beides im Gleichgewicht zu halten.
Ob mir das gelingt, kann ich noch nicht sagen. In dieser Phase ist es hauptsächlich ein Gefühl und ein paar Bilder und erste Melodien. Ich gehe damit schlafen und wache damit auf. Wie lange es bis zur Fertigstellung dauern wird, ist ungewiss. Aber ich weiß, dass sich die Geschichte wieder entwickeln wird. Ich lasse euch daran teilhaben und freue mich, wenn ihr mich ein Stück dabei begleitet.

Das Jahr ist fast zur Hälfte vorüber. Der Sommer ist mit Wucht gekommen und es ist heiß und trocken. Aber davon will ich – noch – nicht schreiben.
Lieber ein wenig von Irland erzählen. Die Insel hat mich wieder gekriegt. Am besten schildere ich vielleicht den Reiseverlauf.
Dublin als erste Station. Die Stadt ist quirlig und voll und laut. So habe ich es empfunden. Natürlich gibt es viele Parks und viel Grün, aber nach dem ersten Tag in die Wickow Mountains zu kommen, war eine Erleichterung.

Glendalough ist eine alte Klostersiedlung und liegt bei zwei Seen. Ganz viel frische Luft und der Geruch nach Wald und Wasser lassen mich tief einatmen. Das Gefühl, mit ganzer Seele angekommen zu sein, ist spätestens nach der Wanderung durch die Berge gekommen.

Von dort geht es weiter nach Kilkenny und am Abend nach Clonmel. Das Städtchen liegt an einem Fluss, der in der untergehenden Sonne eine sehr romantische Atmosphäre hat.


Cork ist keine schöne Stadt, zumindest habe ich das so empfunden. Garinish Island, die Blumeninsel, gefällt mir da schon viel besser. Und ohne Touristen wäre es perfekt für eine langes Wochenende.
Am Ring of Kerry gibt es eine Begegnung mit einem Experten für essbare Algen und andere Pflanzen. Ich weiß jetzt, dass die Winkinger das Zeug schon auf ihren Schiffen dabei hatten, weil es sich hält und auch Mangelerscheinungen vorbeugt.

Inishmore ist die größte de Aran-Inseln und das Wetter über den Tag war einfach super. Mit leichten Sonnenschäden. Dafür gab es dann auf der Rückfahrt salzige Gischt von hinten und Regen von oben und einen Temperatursturz von zwanzig Grad. Das gehört scheinbar auch dazu.

 

Die Cliffs of Moher sind natürlich Pflicht. Und das Wetter hat mitgespielt und so früh am Morgen waren dort auch nur ganz wenig Menschen unterwegs.
Für mich war es ganz leicht, bei Blick aufs Meer am Horizont Tir Na Nog zu sehen. Das Land der ewigen Jugend, wo Jahre wie Tage vergehen.

Connemara fühlt sich für mich am irischsten an. Die Landschaft dort und das Licht und der Geruch und alles. Und ich habe das Gefühl, dass sich dort ein Fenster durch Zeit auftut. Und einen Blick in eine Zeit freigibt, die schon längst vergangen ist.
Sligo ist das Land von William Butler Yeats. Ich habe mir ein paar Verse von ihm mitgenommen und bin an seinem Grab gestanden. Ein sehr beeindruckender Mann, so hab ich es empfunden.
“The world is full of magic things, patiently waiting for our senses to grow sharper.”
“I have spread my dreams under your feet. Tread softly because you tread on my dreams.”
― W.B. Yeats
Nordirland mit Derry und Belfast ist bedrückend. Ich höre die Berichte von den Troubles und sehe die Wandmalereien und bin einfach nur bedrückt. Für einen kurzen Moment überkommt mich eine tiefe Melancholie. Es hat sich nichts geändert und die negativen Gefühle und der Hass scheinen nie aufzuhören. Die Spirale der Gewalt dreht sich immer weiter. In Nordirland und auch bei uns. Und jeder ist ganz sicher, auf der richtigen Seite zu stehen und das Richtige zu tun.
Giant’s Causeway wirkt dagegen sehr beruhigend auf mich. Der Tag ist so klar, dass bei der Wanderung an der Küste die schottischen Ufer zum Greifen nahe scheinen. In diesem Moment höre ich wieder den Gesang der Insel, der vorübergehend still geworden ist. Und ich spüre wieder die Magie, die hier im Boden zu liegen scheint und alles durchdringt.
Mit der Rückkehr nach Dublin ist der Kreis komplett, der einmal um ganz Irland geführt hat.
Die Straße geht wieder weiter und deshalb will ich mit den Worten von Tolkien schließen:
„The Road goes ever on and on,
Down from the door where it began.
Now far ahead the Road has gone,
And I must follow, if I can,
Pursuing it with eager feet,
Until it joins some larger way
Where many paths and errands meet.
And whither then? I cannot say.“

Féach tú Éirinn

Der Mai ist mein Lieblingsmonat im Jahr. Erich Kästner hat ihn als Mozart des Kalenders bezeichnet. Das passt ziemlich gut. Hier sind die beiden letzten Strophen davon:

Melancholie und Freude sind wohl Schwestern.
Und aus den Zweigen fällt verblühter Schnee.
Mit jedem Pulsschlag wird aus Heute Gestern.
Auch Glück kann weh tun. Auch der Mai tut weh.

Er nickt uns zu und ruft: „Ich komm ja wieder!“
Aus Himmelblau wird langsam Abendgold.
Er grüßt die Hügel, und er winkt dem Flieder.
Er lächelt. Lächelt. Und die Kutsche rollt.

Auch dieser Mai ist fast schon vorüber. Und das Licht ändert sich wieder und das Rad dreht sich immer weiter.
Bei mir tut sich so einiges.
Das wichtigste ist, dass ich heute auf den Tag genau 34 Jahre mit der tollsten Frau der Welt verheiratet bin. Ich habe nichts getan, um dieses Glück wirklich verdient zu haben. Der Spielmann und die Königin gehen zusammen den gleichen Weg.
Es wird neue Videos geben. Mit bekannten und unbekannten Liedern. Die Reise nach Irland steht an und ich hoffe so sehr, dass es diesmal klappt. Aber so richtig glauben werde ich es wohl erst, wenn der Flieger in Dublin ausgerollt ist. Als kleine Vorbereitung habe ich mich mal mit keltischer Mythologie beschäftigt. Das nächste Songprojekt wird hier seinen Ausgangspunkt haben. Und ich bin sicher, dass die Reise genügend Inspirationen geben wird. Ein Lied hat für mich immer sein eigenes Leben und ist im Grunde immer schon da. Ich muss es nur entdecken. So wie Wege schon da sind und erkundet werden müssen. Mein musikalisches Motto Liederwege ist kein Zufall. Ich habe es bewusst so und nicht anders gewählt.

Mich selbst aus einer anderen Perspektive zu beschreiben, ist ein ganz neuer poetischer Ansatz. Das ist das erste Lied, das ich in dieser Form gemacht habe. Vom Buch über Frankie Presto sind nur wenig Details eingeflossen. Aber das Grundkonzept habe ich übernommen. Und ein paar Gedanken daraus, die sich für mich richtig angefühlt haben.
Die letzte Strophe habe ich dreimal verändert. Anfangs war sie ziemlich dunkel. Sie handelte von verwelkten Blütenzweigen und dass die Sommerenergie verloren ist. Diesen Weg wollte ich dann doch nicht gehen. Und auch die Regenharfe hätte mit Sicherheit etwas dagegen gehabt. Sie hat mich letztlich wieder auf den richtigen Weg gebracht.
Hier ist die letzte Strophe und der Abschluss:
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Die Regenharfe ist mein Symbol für die Musik. Und ich werde damit weitermachen. Gerade jetzt, weil sie mich aus dem Stimmungstief herausführt.
Ich kann nicht sagen, wieviel Zeit mir noch bleibt. Aber ich kann entscheiden, was ich mit ihr anfange. Und die Traurigkeit in das neue Lied fließen lassen und meine Seele auf die Reise schicken.
Hier ist die dritte Strophe der Regenharfe:
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Vieles geht mir gerade durch den Kopf. Die Tatsache, dass der Sommer meines Lebens sich dem Ende zuneigt und nicht mehr wiederkommen wird. Ich spüre den Herbstwind in meinen Zweigen. So viele Fragen. Was wird aus meinen Liedern werden, wenn es mich nicht mehr gibt? Was fange ich mit der Zeit an, die mir noch gegeben ist? Wieviel wird das sein?
Soll ich mit der Musik weitermachen und wird am Ende alles zu Staub werden?
Die Antwort der Regenharfe ist eindeutig: Den Weg weitergehen und die neue Melodie finden. Ich muss es versuchen.
Hier ist die zweite Strophe:
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Oft sind die Dinge nicht so, wie sie zu sein scheinen. Die persönliche Sichtweise beeinflusst die Wahrnehmung und das halte ich dann für die Wirklichkeit. Träume sind keine Wahrheit, sondern nur ein surreales Abbild davon und das Aufwachen steht immer am Ende.
Davon wird das neue Lied handeln. Und von der Musik und von meinen Zweifeln, ob ich mit ihr weitermachen soll.
Es wird sehr persönlich werden und ich will trotzdem nicht zu viel von mir preisgeben. Ein schmaler Grat.
Hier ist die erste Strophe der Regenharfe:
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Heute ist die Nacht von Beltane und ich habe mich mal ein bisschen kundig gemacht, was sich alles darunter verbirgt.
Es gibt die Legende, dass sich die Sonne im Lauf der Jahres zwischen dem Menschentor im Süden und dem Göttertor im Norden hin und her bewegt.
In der dunklen Jahreszeit zwischen Samhain und Beltane zieht sie zum Göttertor und erreicht es an Beltane.
Danach zieht sie in der hellen Jahreszeit wieder zum Menschentor und vollendet ihre Bahn an Samhain.
Es hieß bei den Kelten, dass der Schleier zwischen der Anderswelt und unserer Welt sei an den Hochfesten Beltane und Samhain besonders dünn sei und dass die Verstorbenen für die Dauer einer Nacht wieder in unsere Welt zurückkehren können.

Diese Gedanken beschäftigen mich am heutigen Abend. Ich wüsste einige, denen ich in dieser Nacht gerne begegnen würde. Und mit denen ich gerne nochmal sprechen würde.

Die letzte Strophe in meinem Lied Sängergeschichten handelt auch von Beltane: (mehr …)

Der Frühling hat sich noch nicht wirklich gezeigt. Ein paar warme Tage gab es und eine Ahnung, wie es sein könnte. Und natürlich das Konzert Hoffnungsblumen im AWO-Haus. An Werbung dafür hätte ich mir nicht mehr wünschen können. Publikum hätte ich mir etwas mehr gewünscht. Vielleicht hat eine Rolle gespielt, dass ich keinen Eintritt verlangt habe und die Spenden der AWO zugutekommen? Aber der musikalische Weg geht weiter.
Gestern kam vom CD-Presswerk die Nachricht, dass das Paket mit dem dritten Album auf dem Weg ist. Ich bin sehr gespannt, wann es wohl kommt. Und werde natürlich darüber berichten. Das vierte Album ist ja schon im Werden und ich bin zuversichtlich, dass es eher fertig  wird als die Saitenlieder.
Wie geht es weiter mit dem neuen Projekt?
Einen Titel dafür habe ich jetzt: Regenharfe. Sie ist das Symbol für die Musik und die wird die Hauptrolle spielen. Sie singt von sich in der Ich-Form. Hier ist mal ein erster Vorgeschmack:

Aus der Nacht, dem Zeitenmorgen
Noch bevor der Tag erwacht
Bin ich aus dem Wind entstanden
Bin aus Feenstaub gemacht.

So richtig Frühling will es noch nicht werden. Regen und Schneeschauer und Wind wechseln sich ab. Aber das Licht hat sich schon geändert. Es hat schon diese silbergrüne Leichtigkeit, die es nur in dieser Jahreszeit gibt. Und wenn mal helle Abschnitte kommen, hat die Sonne schon richtig Kraft. Ich spüre nicht zum ersten Mal, wie meine Stimmungslage mit dem Wetter mitgeht. Und mit dem Licht.
Nach dem Konzert im April wird es ein neues Songprojekt geben. Habe schon Ideen dazu. Das Buch, das ich gerade lese heißt „The magic strings of Frankie Presto“ von einem amerikanischen Autor namens Mitach Albom und wird mein Ausgangspunkt dazu sein.
Das Buch ist in der Ich-Form von der Musik geschrieben und hat mich ganz tief berührt. Hier sind ein paar Sätze daraus, die mich angesprochen haben:
„Ich kann euch Menschen nicht vor dem Tod bewahren. Aber ich kann euch erfüllen. Ich bin im Brechen der Meereswellen zur Welt gekommen, im Pfeifen der Sandstürme, im Schrei der Eule, im Schnarren der neuseeländischen Tui-Vögel. Ich schwinge im Echo, reite auf der Brise. Ich wurde in der freien Natur geboren. Nur der Mensch glättet meine Ecken und Kanten, um mich zu verschönern.“
Natürlich ist die Geschichte viel zu lang, um sie komplett in einem Lied zu verarbeiten. Aber als Ausgangspunkt ist sie großartig. Und ich bin gespannt, welchen Verlauf das Lied nehmen wird. Einen Titel habe ich noch nicht. Aber er wird sich im geeigneten Moment einstellen.