Das Jahr 2022 ist beinahe vorüber. Weihnachten ist gekommen und gegangen. Vieles ist wieder passiert und ich zögere, wo ich anfangen soll. Der Tod meines Vaters im vergangenen Jahr hatte mich ziemlich getroffen. Und erst im zeitlichen Abstand ist mir klar geworden, welche Lücke er bei mir hinterlassen hat. Aber er ist nicht ganz weg. Wenn ich am Morgen über die Felder gehe und der Nebel alles unwirklich erscheinen lässt, spüre ich manchmal seine Gegenwart und seine Hand auf meiner Schulter.
Und noch einer ist in diesem Jahr gegangen. Meinen Schwager kannte ich seit vierzig Jahren. Er war wie ein Bruder für mich und hat im Sommer den Kampf gegen den Krebs verloren.
Beides führt mir meine eigene Sterblichkeit mehr als deutlich vor Augen. Aber noch habe ich ein bisschen Zeit.
Trauer und Freude liegen in diesem Jahr ganz dicht beieinander. So wie es im Leben immer ist.
Ich habe neues geschrieben und das dritte Album ist im Grunde fertig. Noch zwei Lieder müssen eingespielt werden. Corona hat verhindert, dass das dieses Jahr passieren konnte.
Die Fensterkonzerte gibt es immer noch. Wir spielen abwechselnd jeden Samstag. Und wie können sagen, dass wir länger durchgehalten haben als Corona. Es wir auch im nächsten Jahr weitergehen.
Urlaub in Schottland und auf den Orkneys und Shetlands. Die britischen Inseln bringen immer etwas tief in meiner Seele zum Klingen. So war es auch diesmal wieder.

Das Gartenkonzert in Bremen war so ziemlich das Verrückteste, das ich in diesem Jahr gemacht habe. Und es hat sich in jeder Hinsicht gelohnt. Die Eindrücke von diesem Wochenende haben sich mir ganz tief eingeprägt.
Und ich fahre im nächsten Jahr wieder hin, wenn es irgendwie geht.
Das ist schon eine Überleitung. (mehr …)

Bei den Kelten hieß das Fest zur Wintersonnenwende Yule. In dieser kürzesten Nacht des Jahres bringt die Göttin tief in der Erde das Sonnenkind zur Welt. Diesen Mythos gibt es in ganz vielen Kulturen überall in der Welt.
Die Geburt des Lichts in der längsten Nacht des Jahres war für unsere Vorfahren schon immer der Anlass, mit magischen Zeremonien die Wiedergeburt des Lichts zu beschwören.
Das Feuer als mythische Kraft vertreibt die Dunkelheit und die Kälte.
Die Dunkelheit ist gebannt und was tot und verloren schien, wird wieder erwachen.
Unser Weihnachten ist letztlich nichts anderes als eine Variante davon.
Danach beginnt die „Zeit zwischen den Jahren“ oder auch die „Zeit zwischen den Zeiten“. Es ist die Zeit der Rauhnächte. Eine Gelegenheit, um innezuhalten und über das vergangene Jahr nachzudenken. Es ist vorüber, aber das neue Jahr scheint noch weit entfernt zu sein.
Ich werde nach den Weihnachtstagen davon berichten. Ein Blick zurück und ein Blick voraus.
2022 hat ganz tiefe Eindrücke bei mir hinterlassen. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.

In dieser Nacht öffnen sich laut der keltischen Überlieferung die Tore zur Anderswelt. Die Ahnen haben die Erlaubnis, an den Ort ihres früheren Lebens zurückzukehren. In der Glaubenswelt der Kelten ist nun der Kontakt zu Feen und Geistern bis zum 6. Januar möglich – der Tag, an dem sich die Tore wieder schließen.
Für mich hat das Thema vielschichtige Bedeutungen.
Ich vermisse meinen Vater und auch meinen Schwager, der für mich wie ein Bruder war. Und ich würde zu beiden gerne nochmal Verbindung aufnehmen. Die Vorstellung, dass uns die Toten nie ganz verlassen, hat für mich etwas tröstliches.
Musikalisch habe ich das Thema in meinem Lied Der Geist des Spielmanns aufgegriffen.
An irgendeinem Tag in der Zukunft werde ich mit ihm durch das Tor in die Anderswelt gehen.
Aber noch sind viele Lieder ungeschrieben.
Deshalb schließe ich mit einer Strophe aus dem Lied Seelenspuren:

Und so schreib ich neue Lieder,
Mach aus Steinen Phantasie
Mal aus Wörterreimen Bilder
Mach aus Tränen Poesie.
Sing von Wald und Liederwegen,
Nutz die Zeit so gut ich kann.
Werd zum Geist des Spielmanns werden.
In der Zukunft irgendwann.

Vergissmeinnicht blüht schon, wenn die Erde noch kalt ist ist und in winterlichem Grau versinkt. Es steht für wahre und aufrichtige Liebe, Trennung und ewige Erinnerung. Darum geht es auch in meiner letzten Strophe. Wiedersehen hat für mich ganz viele Ebenen.
Wiedersehen mit Menschen, von denen man getrennt ist und die man tief ins Herz geschlossen hat.
Wiedersehen mit solchen, die immer noch Teil von einem sind, obwohl sie auf die andere Seite gegangen sind.
Mit dieser Strophe ist das Lied komplett. Es wird Teil meines vierten Albums sein.

(mehr …)

Roter Mohn ist für mich ein Symbol fürs Leben und für den Sommer. Er wächst auf den Getreidefeldern, wenn diese noch jung und grün sind. Ich kann förmlich die Nachmittagssonne auf meiner Haut spüren und den leichten warmen Wind. Das Summen von Insekten und den Gesang der Lerchen, wenn sie fast senkrecht in den Himmel steigen. Lebenshoffnung. Friedenshoffnung. Eine Sommermelodie mit einem Grashalm geschrieben.

(mehr …)

Und wenn morgen die Welt unterginge, würd ich heut noch ein Apfelbäumchen pflanzen …
So soll es Martin Luther gesagt haben. In meiner zweiten Strophe soll es genau darum gehen.
Die Nachrichten sind voll von Katastrophenmeldungen. Seit Beginn der Pandemie scheinen wir in einer Art Dauerschleife der Krisen zu leben. Das wirkt sich ganz ohne Frage auf meine Kreativität aus. Die zweite Strophe war deshalb auch etwas ins Stocken geraten. Jetzt ist sie fertig. Sie ist nachdenklicher geraten, als ich eigentlich wollte. Trotzdem gehören auch die Apfelblüten bei mir zu den Hoffnungsblumen. Und ein neues Lied ist wie das Pflanzen eines Baums der Hoffnung.
Lest selbst:
(mehr …)

Es ist wie immer und wird hoffentlich auch nie anders sein. Schmetterlinge im Bauch und Vorfreude gemischt. Wird alles klappen? Wird der Livestream mit der neuen Software funktionieren wie ich es mir vorstelle? Wer wird alles kommen? Wer wird per Livestream dabei sein?
Gut, dass ich mich auf meine Freunde verlassen kann. Sie sind jetzt seit zehn Jahren dabei und unterstützen mich. Das ist einfach ein gutes Gefühl.
Und die ersten Minuten des ersten Songs, wenn das Adrenalin wieder runtergeht und der Flow anfängt – Da spüre ich, dass ich lebe und mit keinem tauschen will.

Zugegeben, ich war durch das Konzert in Bremen etwa in Anspruch genommen. Es war großartig und ich habe tolle Leute kennengelernt. Die von meinen Freunden befürchteten Verständigungsprobleme sind nicht eingetreten. Und wenn die musikalische Wellenlänge passt, sind Worte manchmal zweitrangig.
Ich könnte noch ganz viel vom letzten Wochenende erzählen. Aber jetzt soll es um das neue Projekt gehen. Ein bisschen habe ich ja schon davon berichtet. Und euch auf die Gedanken dazu eingestimmt.

Über die Blaue Blume ist schon viel geschrieben worden. Sie ist eine Blume und sie ist ein Stück Natur, aber wir können sie lieben und sie liebt vielleicht auch uns, denn schließlich hat die Natur uns ja auch hervorgebracht. Und sie ist für mich eine Hoffnung, dass etwas bleibt. Wenn wir gegangen sind.
Hier ist die erste Strophe für das neue Lied:
(mehr …)

Das Programm für den nächsten Samstag steht. Ich habe es in zwei Hälften geteilt und versucht, eine schöne Mischung hinzukriegen. Ob mir das dann gelungen ist, müssen die Zuhörer beurteilen. Wenn es Fotos gibt, werde ich sie natürlich teilen. Jedenfalls ist die Vorfreude sowohl bei mir als auch in Bremen groß.
Nur das Wetter muss noch mitspielen. Die Vorhersage sieht nicht schlecht aus. Wetter.de sagt für den 26.08. 25 Grad und Sonne voraus. Perfekte Bedingungen für Open Air. Und so lange es trocken bleibt, sollte alles klappen. Bis Ende des Monats wird es früher dunkel werden. Aber Bremen liegt ja von hier aus ein ganzes Stück weiter im Norden. Da sollte es dann länger hell bleiben.
Ob ich Lampenfieber habe? Natürlich. Ein Konzert in diesem Rahmen und vor Leuten, die ich noch nie gesehene habe, ist komplett neu für mich.

Wie es nach Bremen weitergeht? Für den 08.10. ist noch ein Konzert in Böblingen geplant. Wahrscheinlich wird es ein Solokonzert werden. Aber es werden auf jeden Fall drei Gitarren zum Einsatz kommen. Ich habe ja begonnen, mit offener Stimmung zu spielen. DADGAD ist der Fachbegriff dafür und eine Gitarre wird so gestimmt sein.
Aber vielleicht kommt es doch anders und es steht noch jemand mit mir auf der Bühne? Lasst euch überraschen..